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Impfung

Impfen oder nicht impfen? Was für eine Frage!

Kaum ein Thema erhitzt derzeit so die Gemüter wie das Thema „Impfen“. Und das, obwohl das medizinische Verfahren schon Millionen von Menschenleben gerettet hat! Aber wie funktioniert Impfen eigentlich? Wie ist es entstanden? Und kann es auch gefährlich sein? Noch nie wurde dieses Thema so allumfassend und kontrovers diskutiert wie während der Corona-Pandemie – und noch nie kursierten dazu so viele Fragen und Unsicherheiten. Höchste Zeit also, es sich einmal näher anzusehen!

 

Eine kleine Geschichte der Impfung

Die Impfung hat eine lange Geschichte. Man vermutet, dass schon im alten China, rund 200 v. Chr. die ersten Impfungen durchgeführt wurden. Damals natürlich noch etwas weniger ausgereift, aber trotzdem wirksam. So hat man damals (Achtung, grausig!) Pockenkrusten von Personen mit leichtem Verlauf der Pockenkrankheit genommen, gemahlen und dann gesunden Personen in Form von „Schnupftabak“ verabreicht. Die in den Pockenkrusten enthaltenen Viren konnten beim Gesunden eine Immunisierung gegen die Pockenkrankheit bewirken.

 

Viele, viele Jahre später, im 18. Jahrhundert, hat man eine weitere spannende Entdeckung gemacht. Nach wie vor machte die schmerzhafte und tödliche Pockenkrankheit der Bevölkerung zu Schaffen. Man stellte jedoch fest, dass Personen, die bereits an den unschönen, aber für den Menschen ungefährlichen Kuhpocken erkrankt waren, nicht mehr an den echten Pocken erkrankten! Der englische Arzt Edward A. Jenner injizierte einem kleinen Jungen den Virus (Achtung, noch grausiger) aus dem Eiter einer Kuhpocke und immunisierte ihn so gegen die gefährliche Pockenkrankheit. Die moderne Schutzimpfung war geboren. Übrigens stammen die Begriffe „Vaccination“ für Immunisierung oder „Vakzin“ bzw. „Vaccine“ für Impfstoff genau daher – das lateinische Wort für „Kuh“ ist nämlich „vacca“!

 

Bis ins 19. Jahrhundert wurden zwar Impfungen dieser Art durchgeführt – die Ursache von Erkrankungen war aber nach wie vor unbekannt. Bis dann Ende des 19. Jahrhunderts Mediziner wie Robert Koch oder Louis Pasteur wesentliche Erkenntnisse über Keime und Bakterien gemacht und die Gegenmaßnahmen weiterentwickelt haben. Die Standardisierung von Impfstoffen konnte also beginnen. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts wurden systematisch zahlreiche weitere Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten entwickelt, die im Rahmen von Impfprogrammen unter der Schirmherrschaft der Weltgesundheitsorganisation WHO weltweit unzählige Infektionen und Todesfälle verhindern und sogar Krankheiten ausrotten konnten.

 

Was passiert bei einer Impfung in meinem Körper? 

Um zu verstehen, wie eine Impfung funktioniert, muss man zunächst das körpereigene Immunsystem verstehen. Krankheitserreger sind überall – Viren, Keime und Bakterien umgeben uns tagtäglich und können potenziell jederzeit Infekte und Krankheiten übertragen. Das einzige, was uns gegen die unsichtbaren Feinde schützen kann, ist unsere körpereigene Immunabwehr. Das sind die Zellen unseres Körpers, die Viren und Krankheitserreger angreifen und sie ungefährlich machen. Diese Zellen sind lernfähig und entwickeln im Laufe der Zeit verschiedene Abwehrmechanismen, um verschiedenen Krankheitserreger mit entsprechenden Antikörpern zu begegnen. Eltern wissen: Kinder werden oft krank – in dieser Zeit lernt das Immunsystem viel dazu, denn es wird täglich mit neuen, noch unbekannten Erregern konfrontiert, gegen die es erstmal einen Vorrat an Antikörpern anlegen muss. Wenn es beim nächsten Mal mit diesem Erreger in Kontakt kommt, weiß es gleich, was zu tun ist.

 

Auf diesem Prinzip basiert auch die Impfung. Dem Körper werden Impfstoffe injiziert, die das Immunsystem schonend auf einen bestimmten Krankheitserreger vorbereiten und Antikörper produzieren lassen. Quasi wie ein Trainingslager für den Ernstfall.

 

Welche Impfstoffe gibt es?

Impfstoffe kann man grob in Lebendimpfstoffe, Totimpfstoffe, Vektorimpfstoffe, Antikörper und – seit 2020 zugelassen – mRNA-Impfstoffe unterscheiden. Das Ergebnis ist bei allen das Gleiche: Wie oben beschrieben, entwickelt das körpereigene Immunsystem bei der Impfung Antikörper, die einen zukünftig vor dem jeweiligen Erreger schützen.

 

Lebendimpfstoffe

Dem Körper wird eine kleine Menge aktiver, aber abgeschwächter Krankheitserreger injiziert. Die körpereigene Immunabwehr reagiert daraufhin mit der Produktion von neuen Antikörpern – ein Prozess, der auch als Immunantwort bezeichnet wird. Ein Lebendimpfstoff ist in der Regel wirksamer als ein Totimpfstoff. Nur in sehr seltenen Fällen entwickelt sich aus dem Lebendimpfstoff auch die Krankheit, gegen die er eingesetzt wird. Typischerweise wird diese Impfung gegen Masern, Mumps oder Windpocken eingesetzt.

 

mRNA-Impfstoffe

Eine bahnbrechende Revolution der Impfstoffentwicklung wurde als einer der ersten Impfstoffe gegen das Corona Virus 2020/21 zugelassen. Mit dem mRNA-Impfstoff werden weder tote noch aktive Krankheitserreger injiziert, sondern lediglich der Bauplan für einen Teil des Krankheitserregers. So beinhaltet die mRNA-Impfung gegen SARS-CoV-2 den Bauplan für ein Spike-Protein – die corona-typischen Stacheln am Virus, die man von vielen Visualisierungen kennt. Mithilfe dieses genetischen Bauplans erzeugt der Körper hierbei selbst das Protein, das die Immunantwort hervorruft. Es kursieren immer wieder Gerüchte, der mRNA-Impfstoff würde den eigenen Genpool manipulieren. Das ist kompletter Unsinn. Es ist lediglich eine neue Methode, die gewünschte Immunreaktion zu aktivieren.

 

Totimpfstoffe

Wie der Name schon sagt, werden hier keine aktiven, sondern abgestorbene Erreger injiziert, die sich im Körper auch nicht mehr vermehren können. Obwohl die Viren „tot“, bzw. inaktiv sind, ist der Körper aber in der Lage, sie als Krankheitserreger zu erkennen und Antikörper dagegen zu entwickeln. Totimpfstoffe sind zwar im Allgemeinen gut verträglich, können aber grippeähnliche Symptome auslösen, die vor allem auf die sogenannten „Adjuvantien“, medizinische Verstärker oder Hilfsstoffe, zurückzuführen sind. Diese werden den meisten Totimpfstoffen zugesetzt, um eine ausreichende Immunreaktion hervorzurufen. Trotzdem lässt der Impfschutz bei Totimpfstoffen – im Gegensatz zu Lebendimpfstoffen – mit der Zeit nach. Eine Auffrischung ist in manchen Fällen, wie beispielsweise bei der FSME-Impfung, alle drei bis fünf Jahren fällig. Auch der Name „Totimpfstoff“ kann irreführend sein: Er bezeichnet einen Impfstoff, der keine lebenden Krankheitserreger enthält – demnach könnten mRNA- und Vektor-Impfstoffe rein theoretisch auch als „Totimpfstoffe“ bezeichnet werden.

 

Vektorimpfstoffe

 Bei der Vektorimpfung werden dem Körper sogenannte Vektoren – das sind für den Menschen ungefährliche Viren – geimpft, die mit Molekülen des Krankheitserregers „verkleidet“ sind. Möglich ist auch (das ist jetzt aber schon deep talk), dass der Vektor die Information zum Aufbau von einem oder mehreren Protein-Molekülen des Krankheitserregers enthält. Diese Information wird dann in der menschlichen Zelle abgelesen, das Antigen des Krankheitserregers hergestellt und dem Immunsystem präsentiert. Das Ergebnis ist auch hier die gewünschte Immunantwort. Halleluja!

 

Passiv Impfung mit Antikörpern

Bei der Aktiv-Impfung wird der Körper dazu aufgefordert, selbst eine Immunantwort zu geben. Bei der Passiv-Impfung werden dem Körper schon fertige Antikörper gespritzt, die die Erreger abwehren. Diese Form der Impfung wird vor allem bei akuten Infektionen, wie zum Beispiel einem Tollwut-Biss, injiziert.

 

Einmal reicht?

Nicht immer. Manche Impfungen – wie beispielsweise die FSME-Impfung – müssen nach einiger Zeit aufgefrischt werden, damit der Körper immun bleibt. Manchmal muss eine Impfung aber auch in mehreren Teilen verabreicht werden, wenn es medizinisch sinnvoll ist, den Immunschutz sukzessive aufzubauen.

 

Fazit:  

Impfungen sind ein wahres Wunder der Wissenschaft. Besonders die mRNA-Impfung ist eine unglaubliche Erfindung, wenn man bedenkt, dass die „Bauteile“, mit denen man arbeitet, mikroskopisch klein und äußerst komplex sind. Impfungen sind ein wesentlicher Bestandteil unserer modernen, weit entwickelten Gesellschaft! Die Impfdebatte im Zuge der Corona-Pandemie hat viel Wissen, aber auch gefährliches Halbwissen zum Thema Impfen erzeugt – noch nie hat man sich so intensiv mit Wirkungsweisen, Herstellern und möglichen Nebenwirkungen auseinandergesetzt wie in den Jahren 2020 und 2021. So unterschiedlich die Impfungen auch funktionieren – sie haben alle die gleiche Wirkung und das gleiche Ziel: Es geht immer darum, Menschen bestmöglich vor Infektionen zu schützen, Leben zu retten und Lebensqualität zu bewahren. Wahrlich heldenhaft!

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