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Essstörungen

Männer aufgepasst! Essstörungen können auch euch treffen

Die Gedanken kreisen ständig um die Themen Ernährung und Gewicht. Man schränkt sich bei der Nahrungsaufnahme extrem ein oder isst schubweise extreme Mengen. Essen bedeutet nicht länger Genuss, sondern wird zur Belastung. Was wir hier beschreiben, sind die deutlichen Warnsignale einer Essstörung. Vor allem Jugendliche sind von dieser psychischen Krankheit häufig betroffen, sie kann aber Menschen jeden Alters treffen – und jeden Geschlechts. Dieser Blogbeitrag beschäftigt sich mit den verschiedenen Formen von Essstörungen, ihren Ursachen, den „männlichen“ Symptomen und Therapiemöglichkeiten.

Verlässliche Zahlen zur Häufigkeit von Essstörungen gibt es in Österreich nicht. Bisherige Daten legen jedoch nahe, dass die Fallzahlen in den letzten Jahren gestiegen sind und die Erkrankung bei jedem 55. Mann im Laufe seines Lebens auftritt.

Häufig sind Jugendliche betroffen, wobei sich Männer schon in diesem Alter als „starkes Geschlecht“ sehen und seltener ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen als Frauen. Die Gefahr wird dabei massiv unterschätzt. Bei der klassischen Magersucht liegt die Sterberate bei 10 bis 15 Prozent, bei Bulimie immer noch bei 0,5 Prozent. Außerdem besteht bei essgestörten Menschen ein deutlich erhöhtes Suizidrisiko.

Wer ist gefährdet?

Wie bei vielen psychischen Krankheitsbildern gibt es auch bei Essstörungen keine eindeutigen Ursachen, sondern viele Faktoren, die zu einer erhöhten Gefährdung führen. Eine genetische Veranlagung zählt ebenso dazu wie traumatische Kindheitserlebnisse, soziale Faktoren (Freundeskreis) und der Umgang mit Schönheitsidealen, die in sozialen Medien transportiert werden.

Nicht zu vergessen sind Persönlichkeitsmerkmale und Lebensumstände. Stress, Überforderung, übertriebener Perfektionismus oder mangelndes Selbstwertgefühl: All dies kann Essprobleme zur Folge haben.

Verschiedene Formen von Essstörungen

Essstörungen können sich in drei Haupterscheinungsformen zeigen. Die Magersucht ist die gefährlichste, zugleich aber seltenste Form. Betroffene Menschen nehmen sehr wenig Nahrung zu sich, oft in Verbindung mit exzessivem Sport, und verlieren dadurch rasch an Gewicht. Auffällig ist in diesem Fall außerdem ein verzerrtes Selbstbild – trotz augenscheinlicher Abmagerung fühlt man sich „normal“ oder gar „zu dick“.

Die Bulimie, auch Ess-Brech-Sucht genannt, ist durch Essanfälle und anschließendes Erbrechen geprägt. Anders als Magersüchtige fallen Personen mit dieser Symptomatik äußerlich nicht immer auf. Noch häufiger ist die Binge-Eating-Störung: Während unkontrollierter Essanfälle nehmen die Betroffenen erhebliche Kalorienmengen zu sich. Das Essen wird in diesem Fall nicht wieder erbrochen, aber trotzdem als psychische Belastung erlebt. Meist geht das Binge Eating mit einer Gewichtszunahme einher.

Seltene Sonderformen sind das Pica-Syndrom (Zu-sich-Nehmen von eigentlich Ungenießbarem wie Papier oder Haaren), Orthorexie (zwanghaft gesunde Ernährung), eine sehr restriktive Nahrungsaufnahme im Kindesalter (konsequente Verweigerung von Essen aufgrund von Farbe, Konsistenz oder Geruch) sowie unspezifische Essstörungen, die sich keiner der genannten Kategorien eindeutig zuordnen lassen.

Muskelsucht: Die „männliche“ Form der Essstörung

Generell sind Frauen von Essstörungen etwas häufiger betroffen als Männer. Ausgenommen ist die sogenannte Muskelsucht, die somit als typisch männliche Form dieser Erkrankung betrachtet werden kann. Kein überraschender Befund, denn schlank zu sein ist das gesellschaftlich und medial transportierte weibliche Ideal, während Männlichkeit mit einem perfekt definierten, muskulösen Körper verbunden wird.

Doch auch dieses Streben kann zwanghaft werden. Um einen Körper mit maximaler Muskelmasse und minimalem Körperfettanteil zu formen, wird die Ernährung trotz intensivem Sport stark eingeschränkt – oftmals erfassen Erkrankte penibel, was sie wann in welchen Mengen essen. Eine Begleiterscheinung kann die häufige Einnahme von Proteinpräparaten oder gar Anabolika sein. Außerdem nimmt die Beschäftigung mit dem eigenen Körper so viel Zeit in Anspruch, dass soziale Kontakte und manchmal auch der Beruf auf der Strecke bleiben.

Wie bei der Magersucht ist auch die Muskelsucht mit einer stark verzerrten Selbstwahrnehmung verknüpft. Trotz großer Muskelmasse finden sich Betroffene noch schmächtig und haben das Gefühl, mehr trainieren zu müssen.

Befund und Therapie

Dementsprechend schwer fällt es Erkrankten, ihr Problem zu erkennen. Noch schwieriger ist es für sie, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein erster Schritt kann das Gespräch mit nahestehenden Personen sein, die ihre Sorge zum Ausdruck bringen. Schritt zwei ist die externe Beratung, zum Beispiel in Form des Helden.Checks. Die jährliche Vorsorgeuntersuchung für Männer ist kostenlos. Neben dem körperlichen wir mittels Fragebogen auch der psychische Zustand der Teilnehmer ermittelt.

Der Aufwand ist überschaubar – teilnehmende Ärzte findest du sicher auch in deiner Nähe – und lohnt sich. Denn egal welche Form der Essstörung, es gilt langfristige Folgen abzuwenden. Bei der Magersucht etwa entstehen Schäden an Knochen und Organen. Das häufige Erbrechen bei der Bulimie verursacht Probleme mit dem Magen-Darm-System, Speiseröhre und Zähnen. Und beim Binge Eating kommt es zu den typischen Folgen von Übergewicht: Bluthochdruck, Diabetes usw.

In schweren Fällen erfolgt zunächst eine stationäre Behandlung, weil die Grundversorgung des Körpers sichergestellt werden muss. Psychotherapeutische Maßnahmen zeigen eine hohe Erfolgsquote – zumindest durch eine starke Abmilderung der Krankheit und eine deutliche Erhöhung der Lebensqualität. Es sollte aber Wert auf eine langfristige Betreuung, zum Beispiel in Selbsthilfegruppen, gelegt werden. Denn ein Rückfall ist bei Wiederkehr der Ursachen (Stress …) nie vollständig auszuschließen.

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