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Lusuardi-Interview

„Häufig aktivieren die Frauen ihre Männer zur Prostatavorsorge“

Die Prostatauntersuchung ist unter Männern ein Tabuthema. Die Untersuchung an sich wird gefürchtet. Urologe und „Helden.Check“-Partner Univ.-Prof. Dr. Lukas Lusuardi verrät uns im Interview, warum die Zahl der Prostata-Untersuchungen dennoch steigt und was mediterrane Küche mit Prostatagesundheit zu tun hat.

 

Alle Karten auf den Tisch: Ist die Prostatauntersuchung tatsächlich so schlimm?

„Die Untersuchung an sich ist völlig harmlos. Beim Untersuchungstermin nimmt die Anamnese, also das Patientengespräch zur Erhebung eventueller Beschwerden, die meiste Zeit in Anspruch. Die gefürchtete Rektaluntersuchung ist in 10 Sekunden vorbei – dabei wird lediglich festgestellt, ob die Oberfläche der Prostata glatt ist. Danach erfolgt noch eine Blutabnahme zur Messung des PSA-Eiweiß (Prostata-Spezifisches-Antigen). Ist der Wert des PSA im Blut erhöht, ist auch die Wahrscheinlichkeit einer Veränderung an der Prostata erhöht. Diese Art der Untersuchung ist insgesamt ein optimales Tool zur Vorsorge.“

 

Gibt es Zahlen zur Entwicklung des Bewusstseins für die Prostatauntersuchung im Vergleich der letzten 10 Jahre? Wird das Angebot der Vorsorgeuntersuchung besser angenommen als damals?

„Ja eindeutig. Jetzt gehen mehr zur Untersuchung als noch vor 10 Jahren. Kampagnen verschiedener Arten haben daran ihren Anteil. Auch die mediale Berichterstattung über Prostatagesundheit in Zeitschriften oder die vermehrte öffentliche Kommunikation durch die Fachärzte hat zugenommen. Besonderen Anteil haben auch Frauenzeitschriften. Prostatathematiken in Frauenzeitschriften haben den Effekt, dass Frauen ihre Männer dazu bringen, zur Vorsorge zu gehen. Frauen „aktivieren“ sozusagen ihre männlichen Vorsorgemuffel.“

 

Viele Männer gehen nicht zum Arzt, weil ihnen nichts weh tut. Ab welchem Alter würden Sie Männern die Prostatauntersuchung anraten?

„Ab 45 Jahren. Bei Risikokandidaten, wenn also in der Familie schon Fälle von Prostataerkrankungen vorliegen, ist es ratsam schon früher, ca. ab 40 Jahren, zur Erstkontrolle beim Urologen zu gehen.“

 

Wie äußern sich generell Beschwerden an der Prostata?

„Man unterscheidet zwei Arten von Veränderungen an der Prostata, die gutartigen und die bösartigen (Karzinom). Eine gutartige Vergrößerung „erwischt“ jeden Mann früher oder später. 90% aller Männer über 80 haben eine gutartige Vergrößerung der Prostata. Eine maligne Veränderung der Prostata, also das Karzinom, bildet sich bei jedem 7. Mann. Lange Zeit sind bösartige Veränderungen silent, also unbemerkt. Treten jedoch irgendwann Beschwerden beim Wasserlassen – sogenannte Miktionsbeschwerden – auf, kann das ein Indikator für ein Karzinom sein. Metastasiert das Karzinom, sind Schmerzen im ganzen Körper damit verbunden. Im weiteren Verlauf sind Insuffizienzen und Blutungen der anderen Organe im Körper die Folge.“

 

Inwieweit wirken sich diese Beschwerden auf die Psyche der Männer aus?

„Sehr stark. Der Schlaf wird dadurch beispielsweise nachhaltig gestört. Durch oftmaliges Aufstehenmüssen in der Nacht, um zu Urinieren, ist ein gesundes Durchschlafen nicht mehr möglich. Schlafstörungen sind die Folge. Daraus können sich dann langfristig Depressionen entwickeln. Zusätzlich entstehen enormer Leidensdruck und Einschnitte in die Lebensqualität: Aktivitäten, die den betroffenen Männern normalerweise Spaß machen, können nicht mehr oder nur sehr eingeschränkt ausgeführt werden, weil die Erreichbarkeit einer Toilette ständig im Vordergrund steht bzw. vorweg schon mit eingeplant wird. So kann es dann auch vorkommen, dass Männer nicht mehr an „neue“ Orte gehen, wo nicht bekannt ist, wie im Notfall die nächste Toilette zu erreichen ist.“

 

Was können Männer für eine gesunde Prostata tun bzw. um Beschwerden an der Prostata vorzubeugen?

„Ausreichend körperliche Aktivität ist ein großer Faktor zur Vorbeugung von Prostatabeschwerden. Weniger Fett und Fleisch zu sich nehmen. Tomaten oder Olivenöl haben eine nachgewiesen positive Auswirkung auf die Prostata. Die mediterrane Küche eignet sich hierfür sehr gut.“

 

Männer ernähren sich aufgrund von Fitnesszielen oft sehr eiweißhaltig. Welche Auswirkungen hat dies auf den Körper – und insbesondere die Nieren?

 „Drei Mal in der Woche hochwertiges Eiweiß zu sich zu nehmen, ist für eine ausgewogene Diät mehr als ausreichend. Zu viel Eiweiß schränkt die Filterfunktion der Nieren ein, was zu einer Verringerung der Nierenfunktion führen kann. Besonders junge Männer neigen dazu, es mit dem Eiweiß – gerade im Hinblick auf Muskelaufbau – zu übertreiben.“

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