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Selbstheilung oder Therapie? Auch beim Burnout geht es um die Früherkennung
Dr. Peter Kowatsch ist Vorsorgereferent der Salzburger Ärztekammer und Arzt in der Seenpraxis in St. Gilgen und Fuschl am See. Als Experte für psychosomatische Erkrankungen hat er sich auch intensiv mit dem Thema Burnout auseinandergesetzt. Der Helden.Check hat den Mediziner zum Interview gebeten, um mehr über Ursachen, Symptome und Heilung dieser Krankheit zu erfahren.
Herr Dr. Kowatsch, Burnout ist in aller Munde. Aber die wenigsten von uns wissen, wie man ein Burnout erleidet.
Dazu muss man zunächst sagen, dass nicht jeder von uns ein Burnout erleiden kann. Es gibt Menschen, die eine unglaubliche psychische Widerstandsfähigkeit besitzen – in der Medizin sprechen wir hier von Resilienz. Und es gibt eine wesentlich größere Gruppe, die rechtzeitig Gegenstrategien entwickelt, bevor es in Krisensituationen zu einer ernsthaften Beeinträchtigung kommt. Über ein Drittel der Bevölkerung ist tatsächlich gefährdet, und bei fünf bis zehn Prozent dieser Gruppe kommt es irgendwann zu einem fortgeschrittenen Burnout.
Das Gefährdungspotenzial kann auch vererbt sein, wenn zum Beispiel bei Eltern oder Großeltern schon Depressionen oder andere psychische Probleme aufgetreten sind – Burnout und Depression sind verwandt. Es kann aber auch an der eigenen Konstitution liegen, dass man psychisch nicht so belastbar ist: Schlafstörungen, Lustlosigkeit oder Erschöpfungszuständen können dann leichter auftreten. Umgekehrt bedeutet das nicht, dass jede Erschöpfung gleich ein Burnout ist.
Ist Burnout eine klassische Berufskrankheit?
Nicht nur. Natürlich können Arbeitsstress, finanzieller Druck oder Konflikte in der Firma auslösende Faktoren sein. Häufig wird ein Burnout aber auch durch eine Überlastung im privaten Umfeld verursacht: Konflikte in der Familie, die Pflege von Angehörigen, die Belastung als alleinerziehende Mutter oder – auch das gibt es – als alleinerziehender Vater. Sowohl bei den beruflichen als auch bei den privaten Gründen erkennen die Betroffenen oft erst, dass sie ein Burnout haben, wenn sie in einem fortgeschrittenen Stadium sind.
Wie muss man sich die Krankheit von den Symptomen her vorstellen?
Man unterscheidet hier bis zu zwölf Phasen. Zunächst ist man übermotiviert, dann hat man das Gefühl, sich ständig dafür pushen zu müssen, alltägliche Aufgaben zu erledigen. Ab der dritten Phase werden die eigenen Bedürfnisse zunehmend vernachlässigt: Freunde, Hobbies, Beziehung usw. In Phase vier spürt man sich selbst immer weniger, und es kommt zur sozialen Absonderung. Ab der Phase fünf beginnt der langsame Ausstieg aus den sozialen Kontakten – auch sich selbst verliert man dann zusehends, es entsteht eine innere Leere. Die Phase elf ist mit einer schweren Depression gleichzusetzen und in Phase zwölf kommen Gedanken an den Selbstmord.
Was bringen Vorsorgeuntersuchungen wie der Helden.Check im Zusammenhang mit Burnout?
Man erreicht das Extremstadium des Burnouts nicht über Nacht – das ist ein Prozess, der sich über Monate, manchmal Jahre hinzieht. Leider kann die Therapie dann genauso lange dauern. Bis Phase drei oder vier kann man aber noch sehr gut selbst gegensteuern, wenn man sich bewusst ist, dass man unter einem Burnout leidet.
Genau um dieses Bewusstmachen geht es bei der Prävention. Die Helden.Check-Untersuchungen werden im Normalfall vom Hausarzt durchgeführt, bei dem ohnehin schon ein Vertrauensverhältnis besteht. Viele von uns arbeiten mittlerweile auch mit Fragebögen, in denen die seelische Gesundheit genauso abgefragt wird wie die körperliche.
Wie kann man ein Burnout heilen?
Wie gesagt, bis zu einem gewissen Punkt kann man selbst gegensteuern, indem man sich die Konfliktthemen und die eigene Überlastung bewusstmacht. Hier hilft es enorm, wenn man vom Alltag wegkommt, sich an der frischen Luft bewegt, ein Buch liest, ins Kino geht oder einfach mit anderen Menschen redet. Auch die Arbeit kann ein stabilisierender Faktor sein, aber natürlich nur in einem gesunden Maß.
In der Spätphase des Burnouts helfen gesprächstherapeutische Maßnahmen. Außerdem gibt es gute unterstützende Medikamente.
Setzt aber wohl voraus, dass die Patienten ehrlich zu sich selbst und zum Gegenüber sind?
Da tun sich gerade Männer immer noch schwer. Ich appelliere daher: Wenn es um die psychische Gesundheit geht, sollte man aufhören, „hart“ sein zu wollen. Ein Vorteil ist sicher, dass Burnout in den öffentlichen Fokus gerückt ist. Wir gehen als Gesellschaft viel offener mit dieser Krankheit um als früher.
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